„Tiny Houses“, also kleine Häuser, die kaum mehr Platz haben als ein Gartenhaus, sind ein echter Trend. Das liegt nicht zuletzt an den teurer werdenden Immobilienpreisen und dem gerade in den Städten immer knapper werdenden Wohnraum. Aber selbst in einer noch so kleinen Unterkunft ist eine perfekt ausgestattete Küche wünschenswert. Da ist Geschick gefragt und die richtige Planung, um wirklich jede Ecke auszunutzen. Nehmen Sie sich dafür Zeit und überdenken Sie Ihre eigenen Wünsche und Gewohnheiten. Wir verraten Ihnen, wie man auf wenigen Quadratmetern eine hübsche Küchenwelt mit maximaler Funktion schafft.

Hier wurde die Nische unter der Dachschräge perfekt genutzt, um die Küchenzeile zu integrieren. Alles von Ikea. Foto: Inter IKEA Systems B.V.
Es ist zwar eine Herausforderung, doch oft braucht man nicht mehr als das, was man in einer Mini-Küche unterbringen kann. Neben etwas Planungsgeschick, ist smarte Technik, die passende Farbwahl, geeignete Möbel mit reichlich Stauraum und eine dezente Deko entscheidend. Für die Planung sollten Sie die Küche ganz genau ausmessen, damit am Ende kein Zentimeter verschenkt wird. Legen Sie auch die Strom- und Wasseranschlüsse gleich von Anfang an fest. Wenn die Räumlichkeit kompliziert ist, zum Beispiel durch eine Dachschräge, arbeiten Sie mit Maßanfertigungen. Das ist bei kleinen Räumen gar nicht unbedingt teurer und wird von vielen Schreiner und Küchenfachhändler angeboten. So lassen sich selbst tote Winkel in das Konzept miteinbeziehen.
- In einem Tiny House sind alle wichtigen Funktionen auf wenigen Quadratmetern untergebracht. Foto: Andrea Davis on Unsplash
- Schön für ein kleines Apartment: Die komplette Kitchinette verschwindet hinter Schranktüren, so dient die entstandene Wand sogar noch als Abstellfläche. „NX 505“ Foto: next125
- Eine helle Optik, der Wechsel von geschlossenen und offenen Stauräumen und ein Raumteiler als Sitztheke – bei der Küche von Team7 ist alles stimmig. Foto: Team7
Ein Hauch Küchen-Geschichte

Diese und weitere Infos finden sich in dem Buch „Die Küche zum Leben“ von Kilian Strauss, erschienen bei DVA.
Die Küche war bis ins 19. Jahrhundert hinein kein Bestandteil der Wohnung. Das Kochen fand meist im Dienstbotentrakt statt, im sogenannten Ökonomie-Bereich. Dieser wurde dann aber im Zuge der Industrialisierung in den Wohnbereich integriert. Natürlich wollte man dafür nicht viel des wertvollen Wohnraums hergeben und deshalb prägten sehr kleine Küchen die Architektur der sogenannten Arbeiterwohnungen. Auch Bauhaus-Legende Le Corbusier plante in seiner Weißenhofsiedlung in Stuttgart kleine Küchen. Allerdings war die Möblierung so sparsam, dass es sich nicht gut arbeiten ließ und Stauraum fehlte. In den USA beschäftigte man sich ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts mit diesem Thema und konzipierte praktischer: Es gab Gasherde mit eingebautem Backofen, Anrichten für Geschirr und Zubehör und ausziehbare Tisch- und Arbeitsplatten.
Die „Frankfurter Küche“
Margarete Lihotzky war eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur studierte. Sie beschäftige sich in den 1920er Jahren mit dem Thema Siedlungsbau und setzte für das „Neue Frankfurt“ die sogenannte „Frankfurter Küche“ um. Diese Küche war eine standardisierte Küche, die vor Bezug in jede neue Wohnung eingebaut wurde. Sie entwickelte diese Küche nach dem Vorbild der Speisewagenküche. Damit war eine moderne Einbauvariante geschaffen, die auch im Ausland als Vorbild galt. Allerdings verliehen die Bewohner ihren Küchen durch Farben und leichte Änderungen dann doch einen individuellen Charakter. Einige Elemente der „Frankfurter Küche“ haben noch heute Gültigkeit für kleine Küchen. So zum Beispiel die Definition des magischen Dreiecks aus Spüle, Herd und Kühlschrank. Zwischen diesen wichtigen Stationen sollten die Wege möglichst kurz sein

Da Mini-Häuser meist einen offenen Grundriss haben, müssen, vor allem im Küchenbereich, Elektro- und Wasseranschlüsse gut geplant werden. Foto: Initiative Elektro +
Minimalismus in der Küche

Viele Ideen für die Küche im Tiny House finden Sie in dem Buch „Tiny Houses“ von Brent Heavener, erschienen im atVerlag.
Tiny Houses, auch Small Houses oder Kleinsthäuser genannt, werden immer bekannter und inzwischen von einigen Herstellern angeboten. Auch Etagenwohnungen in den Ballungszentren sind beliebter denn je, doch der Grundriss ist häufig noch derselbe wie damals. Deshalb sind kleine Küchen nach wie vor ein Thema. Aber wie richtet man diese Küche sinnvoll ein und nutzt den Raum optimal? Denn im Gegensatz zu früher, hat man heute viel mehr Groß- und Kleingeräte, die man unterbringen möchte. Wichtig ist es, die Funktionen zu bündeln und Stauraum zu schaffen. Der Trend hin zum Minimalismus nach dem Motto „Less is more“ ist dabei sehr hilfreich, denn so können Sie Ihr Inventar vielleicht etwas reduzieren. Stellen Sie sich die Fragen: Was brauche ich wirklich? Was hätte ich gerne, brauche es jedoch nicht zwingend? Und: Worauf kann ich auf jeden Fall verzichten? So treffen Sie leichter eine Auswahl.
Tipps für die „Tiny“ Küche
Die Arbeitsfläche sollte mindestens 60 Zentimeter breit sein, denn soviel Platz zum Gemüse schneiden und Vorbereiten benötigt man. Toaster, Milchaufschäumer und Co. nicht auf die Arbeitsplatte stellen und lieber im Schrank verschwinden lassen.
Extra-Tipp bei Platzmangel: Greifen Sie zu einem Spülbecken mit Holzabdeckung. Denn das lässt sich als Schneidebrett verwenden.
Hängen Sie Kochutensilien an die Wand: Besonders dekorativ und noch dazu praktisch sind Wandhaken oder Stangen.
Innovation: Manche Hersteller bieten neue Möbeltiefen an. Standard sind ca. 57,5 Zentimeter bei Unterschränken. Jetzt gibt es diese auch in einer Tiefe von ca. 60 Zentimetern. Vorteil: Es entsteht mehr Stauraum. Dieses Maß lässt sich in einem kleinen Raum nur bei einer einzeiligen Küche einbauen, da es ansonsten zu eng wird.
Die Küchenform: Bei schmalen Räumen ist eine einzeilige Küche oder eine Zwei-Zeilen-Küche passend. Wenn das Fenster mitgenutzt werden kann, bietet sich auch eine L-Küche an.

Wichtige Utensilien und sogar frische Kräuter sind hier ganz schnell zur Hand und nehmen auf der Arbeitsfläche keinen Platz weg. Die Küchen von Team7 können auf jede beliebige Raumgröße zugeschnitten werden. Foto: Team7
- Durch die ausziehbare Platte „Work’n’Roll“ entsteht mehr Arbeitsfläche. Der Tisch lässt sich alternativ als Mini-Essbereich verwenden. „Arcos Portland“. Foto: Schmidt Küchen
- “Mono D-100XS” von Schock ist multifunktional. Mit einem Holzbrett wird das Spülbecken ganz schnell zur Arbeitsfläche. Foto: SCHOCK
- Bei Schmidt stehen vier verschiedene Möbeltiefen zur Auswahl. Ein neues Maß sind Unterschränke mit 62,5 Zentimeter Innenleben. Dadurch gewinnt man etwa 26 Prozent mehr Stauraum. Foto: Schmidt Küchen
So entsteht Stauraum
Da die Grundfläche begrenzt ist, ist es schlau, in die Höhe zu bauen und den Raum bis zur Decke mit Hängeschränken oder Regalen zu füllen. Ein Tipp sind dekorative Kisten, die auf die Schränke gestellt werden. Hier passen Dinge rein, die nicht allzu häufig benötigt werden.
Hochschränke, ebenfalls bekannt als Apothekerschränke mit integrierten Innenauszügen sorgen dafür, dass alles schnell zu finden ist. Praktisch für Gewürze und Zutaten, die häufig benutzt werden. Auch für die Unterschränke gibt es schmale Apothekerauszüge. Denken Sie daran zu überprüfen, ob bis zur gegenüberliegenden Wand genug Abstand für den Auszug vorhanden ist.

Der Schrank nutzt den Platz bis in die hinterste Ecke aus. Aus der Serie „Strass“ von Schmidt. Foto: Schmidt Küchen
Große Schubladen sind ideal, um das ein oder andere Kleingerät unterzubringen. Sie lassen sich mit einem Ordnungssystem ausstatten und helfen, den Überblick zu behalten
Eckschränke sind bei einer L-Küche ein echtes Talent, denn sie verfügen durch Schwenkauszüge oder drehbare Rondelle über reichlich Zusatzfläche, zum Beispiel für Töpfe und Pfannen.
- Extra für hohe Decken. Mit „Opti-Line“ bietet Schmidt ordentlich Platz. Küche aus der Serie „Arcos Portland“. Foto: Schmidt Küchen
- Der extrahohe Korpus und die raumhohe Schrankwand aus der Serie „Targa“ bieten ein Maximum an Unterbringungsmöglichkeiten. Foto: Schüller
- Gut strukturierte Schubladen sind das A und O, wenn der Stauraum begrenzt ist. Foto: Leicht
Die richtige Farbwahl
Je heller desto besser. Weiß, Creme, Hellgrau und helle Holztöne verleihen dem Raum mehr Licht und lassen die Küche optisch größer aussehen. Ebenso für Gemütlichkeit in einer kleinen Küche sorgen Pastelltöne. Die Wahl von hellen Farben gilt auch für die Wände. Verzichten Sie möglichst auf dunkle Elektrogeräte. Sie schlucken viel Licht und der kleine Raum erscheint noch kleiner. Auch Naturstein als Arbeitsplatte sieht drückend aus. Ein Geheimtipp sind helle, glänzende Fronten oder Glas. Durch die Spiegelung wird eine optische Täuschung hervorgerufen, die vergrößert.

Dieser Raum wird gut genutzt durch die richtige Möblierung. Die fehlende Küchentür verleiht Großzügigkeit. Küche „Arcos Portland“. Foto: Schmidt Küchen
Der Essbereich
Nach dem Kochen kann die Arbeitsfläche mit ein paar Hockern in eine gemütliche Essecke umgewandelt werden. Noch besser zum Essen ist es, wenn die Arbeitsplatte als Tresen verlängert wird. Eine Alternative ist eine Tischplatte unter dem Fenster oder ein Tisch zum Klappen oder Ausziehen. Sich so zu behelfen ist allerdings nicht nötig, wenn das Wohnzimmer groß genug ist und man dort Platz hat für Tisch und Stühle. Das ist einfach gemütlicher!

Das offene Regal hat eine kleine Lücke und dient als Mini-Sitzgelegenheit für den Snack zwischendurch. Foto: Inter IKEA Systems B.V.
Das gibt Küchen „Größe“
Tauschen Sie die Zimmertür gegen eine Schiebetür, zum Beispiel aus Glas, das schafft Platz und macht den Raum heller.
Durch eine Übereckspüle gewinnt man mehr Arbeitsfläche, besonders, wenn man zusätzlich auf das Abtropfbecken verzichtet.
Schränke mit Rollos, Jalousien oder Schiebetüren sind ein Tipp, wenn alles so beengt ist, dass man die Schranktüren nur unter Schwierigkeiten öffnen kann. Auch Oberschränke mit nach oben aufgehenden Klappen sind praktisch.
Falls es die Möglichkeit gibt, die Küche zum Wohnbereich hin zu öffnen, zum Beispiel mit einer Theke, die die Wand ersetzt, ist das hilfreich.
Tauschen Sie den ein oder anderen Oberschrank gegen ein offenes Regal aus, das wirkt leichter. Doch Vorsicht: Ein Raum nur mit offenen Regalen oder Schränken sieht schnell chaotisch aus. Verzichten Sie für mehr Ordnung auf unnütze Deko und klobige Griffe. Besser und „aufgeräumter“ sind grifflose Schränke. Sie reduzieren die Anstoßgefahr.
- Die offenen Regale verleihen dem Raum Atmosphäre. Foto: Inter IKEA Systems B.V.
- Sie ist „für sich“ und dennoch in den Wohnbereich integriert, die Küche aus der Kollektion „Strass“ von Schmidt, mit Lackfronten in der Farbe „Everest“. Foto: Schmidt Küchen
- Die Schiebetüren sind super in einem beengten Raum. Aus der Serie „Bondi-C“ von Leicht. Foto: Leicht Küchen
Wie beleuchtet man kleine Räume am effektivsten?
Die Beleuchtung in der Küche muss immer hell sein, zumindest so hell, dass man beim Arbeiten genug sieht. Leuchten Sie unbedingt auch die Schränke aus. Gut sind neben einer Deckenleuchte LED-Spots oder Unterbauleuchten.

Deckenleuchten, am besten dimmbar, sind ideal, um beim Kochen und Vorbereiten ausreichend zu sehen. Hier wirkt das Schwarz leicht durch die Kombination mit Gold. Foto: Westwing Now
Gibt es besondere Elektro-Geräte für kleine Räume?
Natürlich kann man weder auf den Herd noch auf den Kühlschrank verzichten. Nicht ideal sind jedoch Standgeräte, die viel Fläche einnehmen. Besser sind da Einbaugeräte. Greifen Sie, wenn möglich, zu schmalen Geräten. Es gibt zum Beispiel Geschirrspüler in einer Breite von 45 Zentimetern oder kompakte Kühlschränke. Wenn Sie nicht allzu oft kochen, bieten sich schmale Kochfelder an. Es gibt sie schon ab ca. 30 Zentimetern Breite. Praktisch sind modulare Kochfelder. Sie können, je nachdem wie viele Töpfe auf den Herd sollen, flexibel aufgestellt werden und bei Nichtgebrauch im Schrank verstaut werden. In Sachen Dunstabzug ist eine Kopffreihaube zu empfehlen, denn sie lässt links und rechts noch Fläche für Regale. Auch Kochfeldabzüge sind eine gute Lösung.
Manche Hersteller haben inzwischen Kompaktgeräte mit einer Höhe von ca. 45 Zentimetern im Sortiment, die aber trotzdem alles bieten, was ein modernes Gerät ausmacht. Dadurch können sogar verschiedene Geräte in einem Hochschrank platzsparend übereinander gestapelt werden. Mehrere Funktionen in einem, wie zum Beispiel ein Backofen mit integrierter Mikrowelle sind ebenfalls hilfreich.
- Die Einbauhaube „Firstline“ von berbel gibt es schon in einer Breite von 60 Zentimetern. Foto: berbel
- Der voll integrierte Geschirrspüler im Kleinformat von Siemens hat eine Breite von 45 Zentimetern. Foto: Siemens
- Die Kochfelder von Alpes Inox, ein Gas- und ein Induktionskochfeld, lassen sich hochklappen und geben damit zusätzliche Arbeitsfläche frei. Foto: Alpes Inox
Modulküchen
Wenn Sie keine umfangreiche Einbauküche brauchen, dann sind Modulküchen die perfekte Lösung. Sie sind nach Belieben kombinier- und jederzeit erweiterbar. Durch die hohe Flexibilität der Module, es gibt sie inzwischen auf Rollen, können Sie beim Aufbau problemlos den Wohnbegebenheiten angepasst werden. Auch die angesagten Barwagen schaffen Stauraum ohne zu stören, denn sie lassen sich leicht hin und her schieben. Ein Trend, der ein Revival erlebt, sind Kitchinette Küchen, also kleine Küchen, die in einem Möbel alles Nötige unterbringen.
Selbst auf eine Küchen-Insel müssen Sie bei einem Mangel an Quadratmetern nicht zwingend verzichten, wenn sie klein ist und als Halbinsel mit einer Seite an der Wand steht. Denn auf diese Art und Weise lassen sich von beiden Seiten Schränke einbauen und zusätzlicher Platz gewinnen.
- SieMatic29 ist schon jetzt ein Designklassiker mit ihrem urbanen Stil. Die Komplett-Küche gibt es in verschiedenen Farben und Größen. Foto: SieMatic
- Der mobile Küchentresen aus weiß lackiertem Kiefernholz von Car Möbel ist ein Multitalent. Er bietet Stauraum und einen Essplatz und lässt sich in der Küche überall hinschieben. Foto: CAR Möbel