Duy Phong Vu kennt Braun wie kaum ein anderer: bereits seit 18 Jahren ist er Teil des erfolgreichen Design Teams. Schon während seines Industriedesign Studiums hat er Praktika bei Braun gemacht und ist inzwischen der Leiter des Design Teams der De’Longhi Braun Household GmbH.
Das Küchen Journal traf ihn zum Interview.
Sie wurden im letzten Sommer beim Plus X Award als „Designteam des Jahres“ ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch dazu! Wofür wurden Sie genau prämiert?
In der Vergangenheit durften wir schon viele Design-Preise entgegennehmen, mit denen unsere Produkte ausgezeichnet wurden. Mit dem Plus X Award wurde aber kein Produkt, sondern unser Team prämiert. Das geht für mich noch einen Schritt weiter als ein Produktpreis, da wir als Team für unsere hochwertige Arbeit der letzten 4 Jahre ausgezeichnet wurden. Die 18 Jahre meiner Tätigkeit als Designer haben mir gezeigt, dass Qualität nicht von einer einzelnen Person abhängig ist, sondern immer von der engagierten Zusammenarbeit eines ganzen Teams. Dass unsere hohe Qualität von einem externen Gremium prämiert wurde, ist eine ganz besondere Ehre für uns!
Küchengeräte sollen funktionieren, aber zugleich auch schön sein – insbesondere da die Küche mehr und mehr zum Wohnraum wird. Steht die Praktikabilität oder das Design im Vordergrund?
Braun steht für das intuitive Benutzen und das Braun Design orientiert sich daran: es ist nicht laut und polarisierend, sondern unterstützt die Funktion. Wie bereits Erwin Braun (und seinem Bruder Artur Braun), der die Firma seines Vaters zu einem Weltunternehmen ausbaute, ausführte: „Braun Produkte sind charakteristisch wie ein englischer Butler. Sie funktionieren, wenn man sie braucht und drängen sich nicht auf.“
Wie gehen Sie beim Designen eines neuen Küchengerätes vor?
Bevor wir den Stift für die erste Skizze in die Hand nehmen, müssen wir in intensiven Gesprächen mit der Entwicklungs- und Marketingabteilung die Details der Innovation sowie die Wünsche der konkreten Benutzerprofile genau verstehen. Darauf basierend kreieren wir verschiedene Konzepte, die zunächst in die Breite gehen, bevor wir im Test mit den Endverbrauchern das beste Konzept ermitteln und Prototypen erstellen. Danach beginnt dann die Umsetzung und schließlich die Produktion. Dieser gesamte Prozess dauert bis zu 3 Jahren.
Welche Kriterien müssen Sie beachten?
Zum einen müssen wir natürlich die technischen Rahmenbedingungen die von unabhängigen Testinstituten vorgegeben werden beachten. Für uns ist es aber natürlich genauso wichtig, dass Innovationen zur Designsprache des Braun Markenkerns passen. Wofür steht das Braun Design? Braun Design steht für langanhaltende Qualität und das Intuitive, es steht für Benutzer unterstützende einfache Design. Wir entwerfen Produkte, die selbsterklärend sind und wenig Komplexität ausstrahlen. Unsere Designsprache geht wieder hin zu eindeutiger Klarheit, geführt von den Leitlinien von Dieter Rams und seinem damaligen design Team. Er prägte in von den 50ern bis Mitte der 90er Jahre das typische, klare Erscheinungsbild der Braun Produkte. Ziel seiner Entwürfe war die Klarheit der Produktsprache und der einfachen Bedienbarkeit – Eigenschaften, die für das Braun Design bis heute Gültigkeit haben.
Auf welches Produktdesign sind Sie besonders stolz?
Auf den MultiQuick 9 Stabmixer, den wir ganz aktuell herausgebracht haben – eine echte Innovation, die aus dem genauen Beobachten unserer Endverbraucher entstanden ist und dessen Leben künftig vereinfachen soll. Uns ist aufgefallen, dass die Kunden beim Zerkleinern mit dem Stabmixer kräftezehrende, auf- und abwärts gerichtete Stoßbewegungen machen. Unser Entwicklungsteam hat daraufhin eine neuartige Bewegung ähnlich der eines Stoßdämpfers eingebaut, die bei der Zerkleinerung unterstützt und Kraft und Zeit spart. Das war ein intensives Projekt über 4 Jahre!
Welche Trends sind derzeit bestimmend?
Das derzeit bestimmende Thema ist IOT: Internet of Things – die Vernetzung der Küche mit intelligenten Produkten. Mit diesem Thema setzt sich derzeit die gesamte Industrie auseinander und natürlich auch wir. In der Zukunft werden unsere Produkte miteinander kommunizieren und dadurch einen positiven Beitrag in der Küche leisten. Aber wir stehen bei dem Trend erst ganz am Anfang. Diesbezüglich wird sich noch eine ganz neue Welt offenbaren!
Wer kocht bei Ihnen zu Hause?
Obwohl meine Frau häufiger kocht, stehe ich auch sehr gern in der Küche. Ich wollte früher tatsächlich Koch werden, eine Leidenschaft die ich in unserer Großfamilie entdeckt habe. Ich bin mit 7 Geschwistern aufgewachsen – 5 Jungs und 2 Mädels, und ich war der einzige, der meiner Mutter gern in der Küche geholfen hat. Nach einem 3-wöchigen Praktikum in einer Hotelküche habe ich mich aber entschieden, dass das Kochen ein Hobby bleibt. Ich wollte aber immer noch etwas mit meinen Händen kreieren und so bin ich schließlich zum Modellbau gekommen. Die Ausbildung hat mich wiederum gut auf das dreidimensionale Arbeiten vorbereitet, dass als Designer unerlässlich ist.
Herr Vu, ich bedanke mich für das Gespräch!