Die klassische Küche gehört mehr und mehr der Vergangenheit an. In vielen Neubauten werden heute Grundrisse offen geplant, verschwimmen zusehends die Grenzen zwischen den klassischen Räumen, ein Raum geht in den anderen über, trennende Wände sucht man vergebens. Zusammentreffen, gemeinsam kochen, gemeinsam feiern: Die Küche ist für viele zentraler Ort der Wohnung, ein Großteil des Lebens spielt sich hier ab. Die Idee der Kommunikation wird mit dem Trend hin zu einer Auflösung der Raumgrenzen konsequent weiter gedacht. Zukunftsforscher gehen seit langem davon aus, dass die Begriffe Küche und Wohnzimmer aussterben werden.
Verschmelzung der Räume
Bankgeschäfte werden am heimischen Küchentisch erledigt, die Heizung von der Arbeit aus geregelt und der Kühlschrank gibt Bescheid, wenn die Milch alle ist: Die allgemeine Digitalisierung, der Zugriff auf Ressourcen zu jeder Zeit und an jedem Ort, die Verschmelzung von Dienstleistung und Produkt machen auch vor dem persönlichen Wohnumfeld keinen Halt. Transformation verändert, so wird die Küche zum Wohnzimmer und das Wohnzimmer zur Küche: Das fördert das Zusammenleben und den Austausch untereinander. „Wir sehen verstärkt, dass herkömmliche Definitionen von Raum und Nutzung hinterfragt werden.“, so Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie, „Küchen, zum Beispiel, werden deutlich wohnlicher, was ja auch wunderbar zu ihrem Anspruch passt, die Seele der Wohnung zu sein.“.
Küchenmöbel für das Wohnzimmer
Dieses veränderte Wohnkonzept fordert allerdings Möbel, die sich allen Wohnbereichen anpassen. Eingerichtet werden dann nicht mehr 2 oder 3 verschiedene Räume, sondern ein einheitlicher Raum mit verschiedenen Zonen. Im Ergebnis, auch dies ein Trend für 2017, können Küchenmöbel heute ebenso mit Wohnmöbeln kombiniert werden. Die offene Küchengestaltung spielt der Nachfrageseite dabei in die Hände: Bänke, Sideboards oder Podeste passen überall hin und nicht bloß in einen bestimmten Raum. Dabei stimmen Hersteller ihre Produkte aufeinander ab und planen z.B. ein Sideboard so, dass es als Küche und als Wohnbereich wahrgenommen werden kann.
Beliebtes Material ist Holz, denn dieser Rohstoff lässt sich gestalterisch perfekt von der Küche in den Wohnraum übertragen. Auch Lackfronten sind eine Inspirationsquelle für raumübergreifendes Einrichten, egal ob hochglänzend oder supermatt, weiß, grau oder bunt. Zusätzlich kommen vermehrt Keramik, Steine und Glas zum Einsatz. Schaukästen, grifflose Fronten und in den Raum hinein ragende Thekenplatten als Esstisch sorgen in Form raffinierter Gestaltungs-Details für eine konsequente Aufhebung ehemaliger Raumgrenzen.
Kücheninseln als Raumbildner
Enormen Spielraum für offene Gestaltungswege bietet die Kücheninsel. Ihr Marktanteil wächst stetig. Durch ihre flexiblen Planungsmöglichkeiten, losgelöst von Wänden, kommt sie neuen Raumkonzepten entgegen. Oft bilden Kücheninseln dabei einen optischen und funktionalen Raumtrenner. Während der Raumteiler auf der Küchenseite seinen funktionalen Einsatz beim Abwasch oder als Kochstelle beweist, leistet auch die dem Wohnbereich zugewandte Seite, z.B. als Sideboard oder als Ablage mit offenen Regalfächern ihre Dienste. Stuhl oder Sessel, Couch oder Sitzbank? Für die Verschmelzung von Wohnraum- und Küchenmöbeln charakteristisch sind auch die Sitzgelegenheiten. Sitzen in der Küche soll so gemütlich wie im Wohnzimmer sein. Definitionen sind nicht entscheidend, der Sitzkomfort steht an erster Stelle.
Klein hat Größe
Wie im Großen so im Kleinen: Die Veränderung und Auflösung tradierter Wohnraumkonzepte finden sich auch bei Wohn-Konzepten auf kleinstem Raum. Damit tragen sie einem weltweiten Phänomen Rechnung: Dem der zunehmenden Verstädterung. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass bis 2030 voraussichtlich rund 70 Prozent aller Menschen in Städten bzw. urbanen Systemen leben werden. Landflucht und hohe Mieten drängen Wohnende in immer kleinere Wohnungen. Intelligent genutzter Wohn- und Stauraum wird somit zu einem kostbaren Gut, mit besonderen Ansprüchen an Funktionalität, Komfort und intelligenter, zukünftig vor allem digitaler, Nutzung. Möbel werden kleiner, kompakter und müssen flexibler in ihrer definierten Nutzung sein. Multifunktionalität ist dabei das große Schlagwort, dem österreichische Hersteller schon jetzt mit ihren Produkten Rechnung tragen. Das gilt für Küchen, Wohnbereich, Schlafzimmer und Bad gleichermaßen. Der Raum der Zukunft wird dem Gestaltungskonzept einer übergeordneten Raum-Idee folgen und Abgrenzungen aufheben.
Quelle: Die Österreichische Möbelindustrie